Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ostersonntag im Karli

Der Bericht ist schon ein dreiviertel Jahr alt. Aber da es nächste Woche nach Potsdam geht, ist es wohl ein geeigneter Rückblick auf ein Spiel des jetzigen Drittligisten. Hansas II. ist mittlerweile auch kein Gegner mehr der Brandenburger, dafür spielt die erste Mannschaft Rostocks nun in Liga 3 gegen die Potsdamer.

In der Regionalliga stehen ostdeutsche Clubs zurzeit wohl besser als in allen anderen Ligen zusammen. Neben Chemnitz, dem HFC und Magdeburg tummeln sich zwar noch andere Teams, wie die zweite Mannschaft von Wolfsburg, an der Spitze, aber ein Verein scheint die Liga zurzeit gen dritte Liga verlassen zu wollen. Und wenn man in Babelsberg bei einem hier ungenannt bleibenden Freund ist, der auch noch Fan des Teams ist, so kann man sich einem Besuch im Karli wohl nicht verschließen.Zumindest brachte mich auch dieser Gedankengang ins Karl-Liebknecht-Stadion der brandenburgischen Landeshautstadt. Die Spielstätte ist keine der neuen modernen Arenen, die im Endeffekt eh alle gleich aussehen. Nein, es zeichnet sich durch viel Nähe zum Platz, abknickbaren Flutlichtmasten und vor allem viel Tradition aus. Das Fanspektrum ist für ostdeutsche Verhältnisse weit links, so sieht man mehr als einmal einen roten Stern auf Fanartikeln, was ein Unding bei vielen anderen Vereinen der neuen Bundesländer wäre. Auch eine interessante Konstruktion sind fünf Paletten für den Kapo. Zwar effektiv, aber professionell sieht es nicht unbedingt aus in der Nordkurve des Karlis.
Das Spiel fand gegen die zweite Mannschaft von Rostock statt und nachdem Aufstiegskonkurrenten schon gepatzt hatten am Spieltag, wären 3 Punkte ein weiterer großer Schritt zum Aufstieg. Dass die 12 Rostocker das anders sahen, war wohl verständlich. Nach dem Absingen der Vereinshymne, die übrigens einen Fehler enthält („auf jeden Fall ist es besser als in Sachsen“) begann nun ein Viertligaspiel, dass vor allem auf den Rängen für einige Lacher gut werden sollte. Babelsbergs wichtigster Mann hinten Unger hatte auch gleich den ersten Ballkontakt. Die Gäste versuchten kurz das Spiel mit einer Überraschung zu starten. Doch Babelsberg übernahm das Spiel und nun gab es neben einigen Eckbällen und Halbchancen auch Stimmung auf den Rängen, da der über 100 Jahre alte Verein besungen wurde. Auch wenn der Kapo versuchte deutlich mehr aus der Kurve herauszuholen, doch gelingen sollte es ihm nicht, wobei es trotzdem zu großen Teilen eine gute Stimmung war. Die größte Chance bis dahin: Ein Kopfball auf die Latte. Ansonsten verflachte das Spiel in der ersten Hälfte, auch wenn die Rostock-Fans noch „Auswärtssieg“ skandierten, sah es noch weniger danach aus, als nach einem Babelsberger dreier.
Die zweite Hälfte war wohl Fantechnisch zunächst etwas schlechter, dafür Fußballtechnisch deutlich besser. Denn Frahn konnte einen schönen Angriff mit einem Ei im Rostocker Nest abschließen, nachdem kurz vorher eine große Chance durch eine klare Abseitsfehlentscheidung abgepfiffen wurde. Mit dem Tor kam auch mehr Ruhe ins Spiel, denn Babelsberg hatte zuvor mehr als einmal eine Nullnummer geliefert. Die Rostocker Fans schwenkten nun um. Denn aufgrund der Fanfreundschaft mit St. Pauli begannen die Schmähgesänge aus dem Gästeblock. Doch das konnte die Stimmung kaum trüben und nach einer erneuten Eckenserie schoss Osterhase des Tages, Frahn, sein 21. Saisontor und damit den 2:0 Endstand.
Dadurch gaben die Gästefans Klassiker zum Besten, wie „scheiß Sankt Pauli“, was allerdings für einige Lacher sorgte, da in der Nordkurve Fans mit dem Schal des Kiezclubs standen und lautstark mitsangen. Auch das Skandieren von „Auswärtssieg“ in der Nordkurve spiegelte die gute Stimmung im Block wieder. Die auch nach dem Spiel eine mehr als geniale Fortsetzung fand. Während die Rostocker, die 2 Eier ins Nest gelegt bekommen hatten, ihre Schuhe wieder anzogen (die hatten sie vorher zum klatschen ausgezogen) und von dannen gingen, funktionierte das an den Babelsberger gereichte Megafon nicht und die Nordkurve wurde eben einmal ohne technische Hilfe noch mal zu lautstarker Stimmung gebracht. Insgesamt ein sehr gutes Spiel mit dem richtigen Ausgang, sehr witzigen und kultivierten Fans. Es lohnt sich einmal ins Karli, wie es liebevoll von den Fans genannt wird, zu fahren.